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Umfrage zur längeren Öffnungszeit am Samstag

Am 7. Juni durften in Deutschland die Geschäfte samstags erstmals bundesweit bis 20 Uhr geöffnet bleiben. Nun hat der Handel vier lange Samstage hinter sich gebracht: Zeit für ein erstes Fazit. Gerade der Gameshandel ist in den Sommermonaten traditionell umsatzschwach. Nutzt die Gamesbranche die verlängerten Öffnungszeiten? Und sind gesteigerte Umsätze zu verzeichnen oder absehbar? GamesMarkt.de hat sich bei Händlern umgehört und um erste Einschätzungen und Erfahrungen gebeten.

tp02.07.2003 08:44
Efhtimios Sidiropoulos
Efhtimios Sidiropoulos

Die verlängerten Öffnungszeiten am Samstag haben Wellen geschlagen, zumindest im Vorfeld. Doch außerhalb der stark frequentierten Einkaufsstraßen in den Großstädten war das Thema seit der Liberalisierung eher von geringerer Bedeutung. Efthimios Sidiropoulos, Produktgruppenmanager bei der Einkaufskooperation McMedia, meint: "Vorwiegend unsere Mitglieder in zentraler Großstadtlage haben samstags tatsächlich länger geöffnet." Softsale-Mitarbeiter Fritzsche in Ninburg hat seine Öffnungszeiten beispielsweise nicht verlängert. Er sieht in seiner Umgebung "keinen Konkurrenzdruck und so keine Veranlassung, länger geöffnet zu halten". Faktisch haben Geschäfte, wenn überhaupt länger, dann meistens nur bis 18 Uhr geöffnet. Die 20-Uhr-Marke erreichen nur neun Prozent der Geschäfte. Matthias Elsinger, Geschäftsführer von Gamex in Bayreuth, hat bis 18 Uhr am Samstag geöffnet, hält die Maßnahme aber nicht für sinnvoll: "Eine Umsatzsteigerung konnten wir in den zusätzlichen Stunden nicht feststellen. Ab 16 Uhr kommt kaum noch jemand."

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"Keine neuen Impulse"

Stefan Kimmlingen, Inhaber von Gamenatix in Trier, hat aus den Erfahrungen die Konsequenz gezogen und die anfänglich längeren Öffnungszeiten schrittweise wieder auf 16 Uhr zurückgesetzt. Auch Peter Krück von Mobi Games aus Eschwege hat nach wie vor nur bis 16 Uhr geöffnet. "Es lohnt sich einfach nicht, länger zu öffnen. Das Hauptgeschäft ist gerade im Sommer um 13.00 vorbei." Der Grundtenor der Händler lautet: abwarten. Man hofft leise auf das Weihnachtsgeschäft, im Sommer ist das Kundeninteresse offenbar nicht ausreichend für längere Öffnungszeiten am Samstag.

Statt neue Impulse zu bringen wirkt sich die geänderte Gesetzgebung bei vielen Einzelhändlern eher negativ aus. Stefan Kimmlingen dazu: "Durch den erhöhten Personalbedarf der inhabergeführten Einzelhandelsgeschäfte wirkt sich die längere Öffnungszeit eher negativ aus. Die Kosten steigen, weil das Personal nun länger benötigt wird. Ein Umsatzzuwachs war aber nicht zu spüren." Efthimios Sidiropoulos wollte zu diesem frühen Zeitpunkt noch kein definitives Fazit ziehen: "Ein wirklich verwertbares Feedback der Händler und Kunden muss noch abgewartet werden." Zudem glaubt der Produktgruppenmanager von McMedia, dass die neue Maßnahmen besser kommuniziert werden müssen. "Die Verbraucher haben sich an jahrelang vorher bestehende Öffnungszeiten gewohnt. Ein Umdenken passiert nicht von heute auf morgen, und wenn, dann nur über gezielte Kommunikation." Die meisten Händler fragten sich zudem, woher die Kunden bei der schwierigen Wirtschaftslage plötzlich das überschüssige Geld für zusätzliche Einkäufe haben sollten.

"Durch längere Öffnungszeiten wird die Kaufkraft der Kunden auch nicht erhöht", so Sidiropoulos. Überhaupt meinten viele Händler, die längere Öffnungszeit spreche in erster Line besser verdienende Spontankäufer an - also Kunden, die beim Bummeln noch den einen oder anderen lockeren Euro in der Tasche haben, was wiederum die Geschäfte in der Innenstadt mit mehr Laufkundschaft bevorzugt. Stefan Kimmlingen sieht eine weitere Gefährdung der kleineren Händler: "Die Liberalisierung geht eindeutig zu Lasten der inhabergeführten Unternehmen und kleinen Geschäfte. Um in Sachen Kulanz nicht hinter den Flächenmärkten und Kaufhäusern zurückzubleiben, müssen wir wohl in den sauren Apfel beißen und noch länger arbeiten." Viele Mitarbeiter sind davon offenbar nicht begeistert. Trotz teilweise besserer Bezahlung als zu den übrigen Geschäftszeiten will kaum jemand am Samstag bis 18 Uhr oder länger arbeiten. Schließlich gehe den Mitarbeitern dann selbst die Zeit für Einkäufe und Besorgungen ab, so Kimmlingen.

Trotz der generell negativen Stimmung der Händler sprechen einige aber im Gegenzug von einer umfassenden Liberalisierung der Öffnungszeiten. Frei nach dem Motto "Ganz oder gar nicht" meint Peter Krück: "Generell fände ich es am besten, die Öffnungszeiten überhaupt dem Händler selbst zu überlassen." Die zum Juni beschlossene Lösung wird zumeist als Stückwerk empfunden. Viele Einzelhändler wollen sich keine Öffnungszeiten vorschreiben lassen und denken an ein Modell mit Vorbild USA - gewissermaßen die Flucht nach vorn. Auch wenn die Meinung der befragten Händler recht eindeutig scheint - voreilige Schlüsse sollten nicht gezogen werden. Die längeren Öffnungszeiten müssen vielmehr langfristig beobachtet werden. Gerade im Gameshandel könnte das kommende Weihnachtsgeschäft weitere Aufschlüsse liefern.

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